Silbernes Trink- und Schmuckgefäß (Inv.-Nr.: 1955,136)

Trink- und Schmuckgefäß

Abbildung: Es handelt sich um ein silbernes Trinkgefäß aus dem 17. Jahrhundert in Form eines dreimastigen Plattbodenschiffs mit Gaffeltakelung. Es diente als  Branntweinschale für
festliche Anlässe. Eine Röhre mit hundeartigem Drachenkopf, das Bugspriet, ist
das Trinkrohr. Um die Röhre windet sich eine dünne gravierte Spirale. Das Schiff ruht auf zwei Achsen mit je zwei beweglichen Rädern. Es soll eine Schiffskarre auf vier Rädern imitieren. In beiden Spitzen des Schiffes, wo die Reeling ansteigt, ist eine Deckplatte eingezogen, deren freie Kante eine Wellenlinie zeigt. In die Schiffswand sind
vier parallele waagerechte Linie eingraviert, entsprechend der Schiffskonstruktion aus Holzbohlen. Jede zweite Bohle ist fein schraffiert. Der vordere und hintere Mast ist auf den Deckplatten, der mittlere im Schiffsboden eingelassen. Vorn und hinten ist je ein Segel, in der Mitte sind zwei Segel. Alle drei Masten haben eine Flagge. Insgesamt gibt es 20 gegossene Figuren, die kämpfendes Schiffsvolk darstellen. Das Tauwerk ist aus gedrehtem Silberdraht. Der Schiffskörper außen und innen, die Deckplatten sowie die Röhre sind vergoldet. Unter dem Schiffsboden befindet sich ein Stempel mit folgendem Vermerk: “Beschauzeichen [ausgestrichen!] Hamburg, nicht b. Hüseler Mz. D M = Dirik Mundt I, Meister 1606 – 27, Hüseler Nr. 131, der kein erhaltenes Stück des Meisters kennt. [händisch überschrieben bzw. ergänzt!] Preßburg, Köszeghy Elémer…Nr. 1632 od. 1633. Otto Müller (1630 – vor 1676) Lit. s.o. Nr. 1742″.
Eine überlieferte Interpretation von dem Preßburger Goldschmied Otto Müller (1630 – ca. 1676) besagt, dass die Mannschaft  betrunkene Matrosen darstellt, die teilweise
zweizipfelige Narrenkappen tragen und sich auf dem Weg nach ´Naragonien´
befinden. Als Vorbild hat er die Illustrationen des 1994 in Basel erschienenen
Buches ´Das Narrenschiff´ des Straßburger ´Kanzlers´ Sebastian Brant
(1447-1521) benutzt, welcher der Sittenlosigkeit seiner Mitmenschen einen
Narrenspiegel vorhalten sollte.
Hersteller/Datierung: Unbekannt / Mitte des 17. Jahrhunderts.
Technik: Silber, partiell vergoldet, gegossen, gesägt, getrieben,
punziert, gelötet, graviert, tordiert.
Zustand: Das Silber und die Vergoldung sind stark angelaufen.
Kalkulation: € 1200,00

Die Patenschaft für dieses Objekt wurde von einem anonymen Spender übernommen.